Studie „Wien 1938 – Das Ende zahlreicher Karrieren. Am Beispiel der Übersetzerin Marie Franzos (1870-1941)“ (Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien)

1.1.2006 bis 31.12.2006

Marie Franzos wurde als Tochter von Max Franzos und Bertha Ostersetzer am 17.9.1870 in Wien geboren. Am 6.8.1941 starb sie in Wien.
Nach Absolvierung der französischen Staatsprüfung an der Damenakademie in Wien und der autodidaktischen Erlernung des Italienischen, Spanischen, Dänischen und Schwedischen begann sie als Übersetzerin, oft unter ihrem Pseudonym Francis Maro zu arbeiten. Sie übertrug Werke aus dem Schwedischen, Norwegischen, Dänischen, Italienischen, Spanischen und Englischen ins Deutsche und hielt zusätzlich literarische Konferenzen ab. Ausserdem bot sie Vorträge über skandinavische Literatur an.
Ihr Arbeits- und Lebensmittelpunkt war in der Gumpendorferstraße 25 in Wien.
1905 erhielt sie die goldene Medaille Litteris et Artibus durch den König Oskar von Schweden und Norwegen.
Sie war unter anderem Ausschußmitglied und Bibliothekarin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereines, aus dem sie später austrat. Der Allgemeine Österreichische Frauenverein war als Reaktion auf den drohenden Entzug des Gemeindewahlrechtes für Frauen und des Verlustes des Wahlrechtes im Landtag am 28.1.1893 im Sitzungssaal des alten Rathauses in Wien gegründet worden. Präsidentin war Auguste Fickert, Vizepräsidentin Rosa Mayreder. Gründungsmitglieder waren unter anderem Maria Schwarz, Marie Lang und Marianne Hainisch. Fickert, Lang und Mayreder gaben die Zeitschrift „Die Dokumente der Frauen heraus“. Doch bald kam es zu Spannungen, 24 Mitglieder u.a. Marianne Hainisch und Marie Franzos traten am 28.4.1906 wieder aus.

Obwohl Marie Franzos zahlreiche Bücher von bekannten Autorinnen und Autoren ins Deutsche übersetzte und somit den deutschsprachigen Leserinnen und Lesern die skandinavische Literatur näherbrachte, ist über ihr Leben bislang kaum Näheres bekannt.

Endbericht

Opfer des Nationalsozialismus auf den zweiten Blick. Am Beispiel von Lilli Weber-Wehle und ihrer Familie


Projektmitarbeiterin: Mag. Dr. Susanne Blumesberger
Finanzierung: Magistratsabteilung 7 - Kultur
Wissenschafts- und Forschungsförderung
und Nationalfonds der Republik Österreich

Laufzeit: Juli 2010 - Dez. 2010

Lilli Weber-Wehle zählt zu jenen fast vergessenen Frauen, die in mehrerer Hinsicht für die Forschung unterschiedlicher Fachrichtungen interessant sind. Die Arbeit an zahlreichen einschlägigen Projekten im Rahmen des Großprojekts „biografiA. datenbank und lexikon österreichischer frauen“ (www.biografia.at) hat gezeigt, dass zahlreiche Frauen wie Lilli Weber-Wehle, die zwei Weltkriege überlebt haben, wegen ihrer jüdischen Herkunft, wenn auch vielleicht nicht direkt betroffen, dennoch unter der Herrschaft des Nationalsozialismus langfristig sehr gelitten haben. Obwohl sie in der Öffentlichkeit gestanden haben und viele von ihnen als Künstlerinnen tätig waren, sind sie dennoch heute kaum präsent. Dabei ist der Lebensweg Lilli Weber-Wehles nahezu typisch für jene jüdischen Frauen, die durch den Holocaust stark beeinträchtigt wurden – durch den Verlust der Familie und des Vermögens, durch traumatische Spuren in der Elterngeneration usw. Meist werden diese Frauen (und Männer) und ihre besonderen Schicksale in der Forschung übersehen, zum Teil auch deshalb weil es oft keine Nachlässe und kaum Erinnerungen an sie gibt.
Lilli Weber-Wehles Leben ist dank ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter gut dokumentiert. Herrn Weber ist es zu verdanken, dass er aus Sorge um das Andenken an seine Mutter ihren Nachlass der Universität Wien überlassen hat. In der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte gewinnt man Einblick in ein reiches, vielfältiges Leben, das die extremen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im 20. Jahrhundert widerspiegelt. Das Vorhandensein des umfangreichen persönlichen Nachlasses von Lilli Weber-Wehle, der verwoben mit dem ihrer Mutter Emilie Wehle – sie hat Theresienstadt überlebt – und anderen Verwandten ist, macht die Spurensuche interessant und lohnend. Die Aufzeichnungen, Korrespondenzen, Tagebücher, geschäftlichen Dokumente, Bilder sowie der literarische Nachlass und Originalgegenstände – wie zum Beispiel Sportabzeichen – lassen nicht nur die Person Lilli Weber-Wehles vor unseren geistigen Augen wieder auferstehen, sondern sind zugleich stellvertretend für all jene, deren Spuren heute verloren sind, Mahnmale der Zeit. Bislang steht die Forschung über die langfristigen Folgen des Holocausts erst am Anfang.
Anders als bei vielen anderen Nachlässen besteht bei Lilli Weber-Wehles Rechtsnachfolger ein ausdrücklicher Wunsch nach wissenschaftlicher Bearbeitung und Veröffentlichung des Lebens und Wirkens von Lilli Weber-Wehle. Der biografische Teil der Forschung wurde durch Berichte des Sohnes, die er schon vor einigen Jahren der Sammlung Frauennachlässe zur Verfügung gestellt hat, wesentlich unterstützt. Die Ausstellung, die vor einiger Zeit an der Universitätsbibliothek unter dem Titel „In Geschichte eingeschrieben“ gezeigt wurde, gab bereits einen kleinen Einblick in das Leben Weber-Wehles. Auch das Bestandsverzeichnis der Sammlung Frauennachlässe zeigt die Fülle der vorhandenen Materialien und lässt den kulturwissenschaftlichen Wert der Originale erahnen.
Die Aufarbeitung der Biografie von Lilli Weber-Wehle und ihrer Familie ist nicht nur für die Frauengeschichte, für die Geschichte der Jüdinnen und Juden, für die Holocaustforschung, die Literaturwissenschaft und andere Fachrichtungen interessant, sondern bietet auch die Möglichkeit anhand eines konkreten Beispiels zu zeigen, dass der Holocaust sehr weitreichende Nachwirkungen zeigt und dies nicht nur bei unmittelbar betroffenen Personen, sondern auch bei jenen, die selbst nicht oder kaum zu Schaden kamen bzw. bei ihren Nachkommen, also bei der zweiten und dritten Generation. Die langjährige wissenschaftliche Arbeit mit einer großen Anzahl an Biografien von Frauen jüdischer Herkunft, bei denen die Quellenlage oft sehr schlecht ist, hat gezeigt, dass die Auswirkungen des Holocaust sehr lange spür- und sichtbar sind. Die intensive Beschäftigung mit einem gut dokumentierten Lebenslauf, wie bei Lilli Weber-Wehle, ermöglicht die Sichtbarmachung der konkreten Spuren in Leben und Werk.


Endbericht

Projektendbericht, Teil 1
Projektendbericht, Teil 2 (Bilder aus dem Nachlass)

Im Frauenmuseum Hittisau wurde eine Ausstellung über Susi Weigel gezeigt. Zum Fotobericht